Traum: Australian Shepherd | Immer nur süß und brav?

Dieser Blogbeitrag ist ein Teil einer Beitragsreihe verschiedener Hundeblogger- und YouTuber. Angeregt wurde diese Reihe durch einen Beitrag von Queen-Lotta bei dem es um das Thema „Wie überrede ich meine Eltern, mir einen Hund zu kaufen?“ ging (vor allem auf Instagram). So kam einigen Bloggern die Idee, über die Schattenseiten der Hundehaltung zu berichten. Denn nicht immer ist alles rosig, auch, wenn man es sich oft so vorstellt.


Wenn man sich besagte Seiten auf Instagram ansieht, fällt oft auf, dass ein sehr häufiger Rassenwunsch neben Border Collie und Sheltie der Australian Shepherd ist. Klar, er ist niedlich, bunt, intelligent und er gilt leider immer noch als der „Border Collie light“. Doch hat der Aussie wirklich nur positive Seiten? Ist er geeignet für jeden? Ich möchte heute ein wenig über das Leben mit unseren drei Aussie Mädchen erzählen.

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Allgemeines über den Australian Shepherd

Der Australian Shepherd, auch oft Aussie genannt, ist eine Hütehunderasse, die seit 1996 FCI anerkannt ist. Hündinnen sind etwa zwischen 46 und 53 und Rüden zwischen 51 und 58 cm groß.
Bekannt ist der Aussie wohl für seine vielen Fellfarben. Hierbei gibt es vier Grundfarben: Black, Red, Red-Merle und Blue-Merle. Insgesamt gibt es 16 Farbvarianten, da jede Grundfarbe für sich alleine stehen kann, oder mit Kupfer und/oder weiß kombiniert wird.

Ein besonderes Merkmal des Australian Shepherd ist, das es neben der langen Rute auch angeborene Stummelruten in allen Längen gibt (Natural Bobtail). Während in Deutschland und Österreich kupieren verboten ist, werden Aussies in Amerika weiterhin kupiert. Seht ihr hier einen Aussie mit kurzer Rute, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass er ohne dieser geboren wurde.

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Fotos © Shutter Dogs

Der Name täuscht, denn der Aussie stammt nicht aus Australien, sondern aus Amerika. Dort lebte er auf Farmen als „Allrounder“. Er war dafür zuständig, Rinder, Schafe und Enten zu hüten und die Ranch zu bewachen. Das schlägt sich auch heute noch in seinem Charakter nieder.

Man darf nie vergessen, dass der Aussie eine Arbeitsrasse ist. Sie brauchen eine Aufgabe, bei der sie im Kopf ausgelastet werden. Das ist wichtiger als lange Spaziergänge. Bekommt ein Aussie keine Aufgabe, wird er sich selbst eine suchen!

Der Wunsch nach einem Australian Shepherd

Wie viele andere, hatte auch ich den Wunsch nach meinem eigenen Aussie. Und von diesem hatte ich genaue Vorstellungen. Es sollte auf jeden Fall ein dunkler Red Tri sein, wenig weiß haben und (m)ein „bester Freund“ sein. Meine persönliche Lassie. 😉

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Tja, das mit der Farbe hat nicht ganz geklappt. Charakterlich könnte ich mir mit Amy dafür keinen besseren Hund vorstellen. Umso mehr Aussies ich jedoch kennen lerne, desto klarer wird mir, dass ich mit Amy unglaubliches Glück hatte. Sie ist tatsächlich meine kleine Lassie. Immer an meiner Seite, mein persönlicher Bodyguard, mein Supermodel, mein perfekter Begleithund. Freundlich, aber reserviert zu allen Menschen und Hunden. Ich kann sie überall hin mitnehmen, ohne dass ich mir große Gedanken machen muss. Ja, so in etwa wünscht man sich wohl seinen ersten Hund und ich bin einfach nur dankbar für sie. Einen besseren Begleiter könnte ich mir nicht wünschen! Amy ist eine Bereicherung für mein Leben und Inez ohne Amy? Nein, das geht nicht und über das möchte ich auch noch nicht nachdenken müssen.

Aber in der Aussie-Haltung ist nicht alles so rosig, wie es scheint.

Wie ist ein Aussie so? | Charakter

Wie oben erwähnt ist der Australian Shepherd eine Arbeitshunderasse. Das vergessen auch einige Züchter immer wieder. Immer öfter liest man auf Züchterseiten von „Therapielinien“ oder „Familienfreundlichen Aussies“. Auf diese würde ich mich nie verlassen. Im Rassestandard wird der Aussie als reserviert Fremden gegenüber beschrieben (Therapielinie?). Oft sind Aussies außerdem so genannte „Ein-Personen-Hunde“ (Familienhunde?). Das bedeutet, dass sie sich IHREN Menschen aussuchen und auf alle anderen Menschen verzichten könnten. Unsere Ida ist so ein Fall. Wir haben uns für sie als Familienhund entschieden und sie hat für sich entschieden, dass sie auf alle Menschen außer auf meine Mutter verzichten kann. Eine Eigenschaft, die mich oft frustriert hat. Der Aussie KANN ein guter Familien- oder auch Therapiehund sein, aber man sollte sich auch auf das Gegenteil einstellen. Eine Garantie von Seiten diverser Züchter halte ich für wenig seriös.

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Die Reserviertheit ist eine Eigenschaft, die ich persönlich sehr am Aussie schätze. Meine Hunde müssen und sollen nicht auf jeden zu gehen und auch nicht jeden nett finden. Wo wir schon beim nächsten Punkt sind. Dem Schutz-, Hüte- und Wachtrieb, die oft nicht zu unterschätzen sind. Während der Border Collie mit dem Auge hütet, arbeiten die Aussies mit „mehr Biss“. Es kann schon Mal vor kommen, dass sie dem Rind ins Bein zwicken, wenn sie nicht das machen, was der Aussie möchte. 😉 Wie oben erwähnt, wurde der Aussie außerdem dafür eingesetzt, die Ranch zu bewachen. Das liegt ihnen im Blut. Viele Aussies würden nicht davor zurückschrecken, ihre Besitzer vor potentiellen „Feinden“ zu beschützen. In diesen Situationen muss man ihnen gedanklich schon einen Schritt voraus sein.

Aussies verteidigen oft Ressourcen. Diese Ressourcen können z.B. ihr Spielzeug, ihr Auto oder auch ihr Mensch sein. Diese Eigenschaft kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein und hier muss man seinem Aussie oftmals einen Schritt voraus denken und ihn richtig einschätzen. Etwas, dass man erst mit der Zeit lernt.

Außerdem neigt der Aussie dazu, ein „Kontrolletti“ zu sein. Er möchte alles und jeden kontrollieren und im Griff haben. Andere Menschen und Tiere haben sich GENAU SO zu verhalten, wie er es für richtig hält.
„Joko – jetzt Sheperds“ hat hierzu einen lesenswerten Blogeintrag verfasst!

Aussies gelten, wie viele Hütehunde, als „rassistisch“. Mit fremden Hunden können viele Aussies nichts anfangen und das zeigen sie diesen dann deutlich und oft nicht besonders nett.

Wie bereits erwähnt ist der Aussie eine Arbeitshunderasse. Diese Rasse MÖCHTE arbeiten! Bietet man ihr keine Aufgabe, wird sie sich selbst eine suchen. Und das ist alles andere als positiv. Viele Aussies neigen dazu, Sachen zu zerstören oder sie haben Probleme mit dem Bellen.

Man kann den Australian Shepherd aber nicht nur unterfordern, sondern auch überfordern. Grade in den ersten Monaten ist wichtig, dass sie „Ruhe lernen“. Bietet man ihnen diese nicht, werden sie schnell hibbelig und unermüdlich.

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Es soll nicht so klingen, als wäre der Australian Shepherd ein Monster. Ich LIEBE diese Rasse, aber man muss mit ihrer speziellen Art klar kommen und sich bewusst sein, dass man eine Arbeitshunderasse bei sich zu Hause sitzen hat.

Richtig gefördert und beschäftigt kann diese Rasse ein wunderbarer Begleiter sein. Diese Hunde sind richtige Kumpeltypen und gehen mit einem durch dick und dünn.

Durch ihre Intelligenz und ihr „Will to please“ eignen sich Aussies hervorragend für Hundesport jeder Art. Es macht wirklich Spaß, mit einem Hund zu arbeiten, der das gerne macht.

Amy ist bei mir eingezogen, als ich 14 war. Es gab viele anstrengende Zeiten (grade, als es auf die Matura/Abi zu ging), aber ich möchte sie in meinem Leben nicht missen. Hunde stecken einen mit ihrem positivem Wesen und ihrer guten Laune an, das ist die Eigenschaft, die ich am meisten an ihnen schätze. Aussies können richtige Clowns auf vier Pfoten sein, wenn sie merken, dass man einen schlechten Tag hatte. Sie können einen aber auch genauso gut einfach nur trösten.

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Tipps bei der Suche nach einem Australian Shepherd

  • Nicht von Optik beeinflussen lassen, diese sollte immer an letzter Stelle stehen
  • Andere Aussiebesitzer kennen lernen und mit ihnen über die Eigenheiten ihres Hundes sprechen!
  • Einen GUTEN Züchter finden, der seine Hunde auf alle Krankheiten untersuchen lässt und der die Welpen so gut wie möglich sozialisiert. Ein guter Züchter wird auch später noch mit Rat und Tat zur Seite stehen.
  • Werdet euch klar, was ihr von eurem Aussie erwartet und sucht dementsprechend den Züchter und die gewünschten Elterntiere aus. Lernt diese unbedingt im Vorhinein kennen.
  • Lest die Züchterhomepages und seid auch ruhig kritisch…es gibt keine „Therapie, Familienhund oder Tricklinien“. Wie sich euer Welpe entwickelt und was später aus ihm wird, das liegt zu großen Teilen in eurer Hand.

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Linktipps zum Thema „Australian Shepherd“

Videotipp

Dieses Video hat Marlen von „Hundesport und Fotografie“ hochgeladen. Es fasst die positiven und negativen Seiten vom Australian Shepherd sehr gut zusammen.


Hier ist ein kurzer Trailer für das Projekt „Schattenseiten der Hundehaltung“.

Und hier geht es zu den weiteren Beiträgen:


12 Gedanken zu “Traum: Australian Shepherd | Immer nur süß und brav?

  1. Gut beschrieben☺
    Ich habe bevor ich Mina bekommen habe ehrlich gesagt nur immer eine Sache gehört…:
    Den Hund musst du beschäftigen…
    Es fehlen solche ehrlichen Berichte über Rassen sehr im Internet besonders bei Züchtern wird die Rasse ja immer sehr in den Himmel gelobt.

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  2. Ich muss gestehen, dass ich die Kinder bzw. Jugendlichen, die unbedingt einen Hund möchten, gut verstehen kann. Mein Hund bzw. unser letzter Familienhund [irgendwie ergab es sich, dass ich die meiste Zeit mit ihm verbrachte, wir gemeinsam raus gingen, ich ihn fütterte, er in meinem Zimmer schlief etc. – also war er meiner :)] starb, als ich 17 war – und ich wünschte mir nichts sehnlicher, als wieder einen Hund zu haben. Das Leben ohne Hund ist halt irgendwie doof. Ich weiß bloß nicht, ob ich mir einen Aussie gewünscht hätte. Vermutlich eher nicht. So oder so ließen meine Eltern sich nicht überzeugen, wieder einen Hund in unserem Haushalt zu haben.

    Ich bin ein bisschen wie die Jungfrau zum Kinde gekommen was Bella angeht. Eigentlich war ich auf der Suche nach einem Golden Retriever. Bei den Kleinanzeigen fiel sie mir auf und ich habe mich sofort verliebt – dass sie dringend abzugeben war („wegen einer Allergie“ – stimmte nicht, wie ich im Nachhinein merken durfte), war für mich der allerwichtigste Grund, sie sofort aus der Familie rauszuholen. Wenn Leute ein Tier so dringend loswerden wollen, steigt in mir ein Beschützerinstinkt hoch – ginge es nach mir, hätte ich 100+ Hunde.

    Bella ist jedoch alles andere als der „typische Aussie“: Sie liebt jeden Menschen und jeden Hund! Sie will jeden kennen lernen und hat bisher erst ein einziges Mal einen anderen Hund angeknurrt, nachdem er ihr in die Beine gezwickt hatte. Wird sie abgelehnt, versucht sie alles, um von sich zu überzeugen. Im Allgemeinen bellt sie keinen anderen Hund an, uns hingegen schon – wenn ihr etwas nicht passt oder wenn sie spielen will. Dank Pubertät ist ihr „will to please“ momentan eher ein „will to annoy“ – manchmal jedenfalls. Und das ist wirklich richtig anstrengend. Allerdings: Je größer die Menschenmenge, desto geringer ist ihr Interesse daran, jedem zu zeigen, wie lieb sie ist. Sie kann problemlos mit in Restaurants oder in die Stadt gehen. Dass Aussies ein „Ein-Mensch-Hund“ sein können, merkt man ihr teilweise an: Am meisten ist sie auf mich fixiert und hört auch am besten auf mich [Naja… meistens halt.]. Gibt mein Verlobter oder jemand aus der Familie ihr ein Kommando, schaut sie mich oft an, um sich eine Bestätigung von mir zu holen. Bella hat sich tatsächlich eine Aufgabe gesucht – ich nehme Medikamente, die zu Nebenwirkungen führen können, und Bella „passt auf mich auf“, wenn ich Nebenwirkungen habe. Sie hat sich außerdem einen Weg gesucht, Panikattacken zu mildern. Eventuell wäre sie ein guter Ein-Mensch-Therapiehund.

    Liebe Grüße

    Sabrina mit Bella von Hundetage & Hundstage

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    1. Hallo Sabrina,
      danke für deinen Kommentar! Natürlich kann ich diese Kinder & Jugendlichen auch verstehen. Ich habe selbst jahrelang dafür gekämpft, dass ich meine Amy bekomme. Allerdings mit dem Unterschied, dass wir bereits Ida als Familienhund hatten und meine Eltern Hunde sehr gerne mögen. Ohne Unterstützung der Eltern ist es sehr schwer, neben der Schule einen Hund zu halten. Grade, wenn es dann auf’s Abi zu geht. Da war ich sehr sehr dankbar, dass meine Mutter Amy auch manchmal beschäftigt hat.

      Deine Bella erinnert mich ein wenig an Rose. Sie findet (noch) jeden Menschen und jeden Hund lieb. Ich sage immer, sie lebt noch in ihrer rosaroten Zuckerwattewelt. 🙂 Amy hatte leider als Junghund eine schlechte Erfahrung am Hundeplatz und seitdem werden alle fremden Hunde von ihr ignoriert.

      Da habt ihr euch ja wirklich gesucht und gefunden. ♡ Bei euch müssen wir gleich mal vorbeischauen.

      Liebe Grüße,
      Inez

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  3. Ein sehr guter Beitrag. Ich selber suchte vor 2 Jahren nach einen passenden Hund der zu meiner Hündin passte. Sie kannte viele Hunde dennoch war nicht jeder Charakter passend zu ihr. Als Shari damals zu einem Fotoshooting zu uns kam verliebte ich mich auch sofort in den kleinen Mann. Er schien mir auch super zu Jenna zu passen und so entschied ich mich für ihn. Bis heute sind meine zwei ein Herz und eine Seele. Auch ich hatte dennoch Momente wo ich dachte ich schaffe es nicht, seit seiner Erkrankung hat sich unser Leben noch einmal verändert. Dennoch will ich keinen Tag ohne ihn oder meiner Jenna missen und genießen die gemeinsame Zeit.

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  4. Ich habe deinen Artikel eben erst entdeckt und Du sprichst mir aus der Seele.
    Es tut weh, wenn dann in entsprechenden Gruppen die Aussies auftauchen, die zum Problem wurden, weil vorher nicht genug Informationen eingeholt wurden. So werden sie zu Problem- und später Abgabehunden und Hunde wie Besitzer leiden. Vielen Dank für den Artikel.
    Stephie mit Enki und Luna

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    1. Es freut mich sehr, dass dir der Artikel gefällt 🙂
      Mir tut das auch immer sehr weh. Der Aussie ist ein toller Hund, aber nicht für jeden. Ich denke auch gerne an die Zeit zurück, als der Aussie noch kein Modehund war.
      Liebe Grüße, Inez

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  5. Ein sehr schön geschriebener Beitrag! Beim Lesen habe ich die ganze Zeit über gedacht, hallo, da schreibt jemand über meine Hunderasse – Australian Cattle Dogs. Eben auch Hüte- und Treibhunde, also eine Arbeitshunderasse. Sie sind schon sehr speziell, unsere Arbeitshunderassen, sie wollen und müssen beschäftigt werden. Das große Problem bei meiner Rasse ist deren schlechtes Sozialverhalten. Sowohl im Umgang mit anderen Hunden als auch im eigenen Rudel ist die nicht vorhandene soziale Kompetenz ein großes Manko, und das macht das Zusammenleben mit dieser Rasse echt schwierig. Ich beschäftige mich jetzt schon sehr lange mit den Australian Shepherds, und ich habe auf unseren vielen Rally Obedience Turnieren dieses Jahr viele Aussies kennengelernt. Mich fasziniert diese Rasse ungemein, und ich habe diese Hunde durchweg als sehr freundlich, sehr unkompliziert im Umgang und als sehr gut sozialisierbar kennengelernt. Meine nächste Rasse wird definitiv ein Mini Australian Shepherd sein.
    LG Heike

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